Doppelsieg und Niederlage
Die Motorsport-Saison 2022 für das Team Seeligerracing wurde am 15./16. Oktober auf dem Estering in Buxtehude mit dem Finale der Deutschen Rallycross Meisterschaft (DRX) besiegelt. Das Team hatte noch Chancen auf einen Titel, doch trotz Doppelsieg sprang am Ende nicht einmal ein Podestplatz in der Endabrechnung heraus. Eine irre Saison fand einen bemerkenswerten Abschluss.
Nach neun Rennen in drei Ländern sollte in Buxtehude die Entscheidung fallen, dort wurden die letzten beiden Meisterschaftsläufe der Saison absolviert und Sven Seeliger aus Rethem hatte einen Zähler Rückstand auf Tabellenführer Jelle Blockx aus Belgien. Mehr als 100 Fans waren in eigens gecharterten Bussen angereist, um das Team lautstark und farbenfroh zu unterstützen. Manche hatten schon seit Freitag dort gecampt, um an dem Rennwochenende dabei zu sein. Solch eine Riesenstimmung kannte man sonst nur von großen internationalen Rallycross-Events, wenn es um die Welt- oder Europameisterschaft geht.
Seeliger erwischte am Samstag einen prima Start. Er gewann die Qualifikation mit drei Bestzeiten, holte den Sieg im Semifinale und qualifizierte sich so für die erste Startreihe im Finale. Auch Benett Zobel gewann sein Semifinale und durfte sich neben seinen Teamkameraden einreihen. Als die Ampel den Start frei gibt, schießt Zobel auf und davon – doch Seeliger fehlt! Er hatte einen miesen Start hingelegt und im Getümmel der ersten Kurve rutschte er sogar auf Position sechs ab. Im Gedränge kollidierte er ausgerechnet mit Dustin Völzer, einem seiner Verfolger in der Meisterschaftstabelle. Beide können die Fahrt fortsetzen und Seeliger beendet seine Aufholjagd mit Rang vier – doch für den Zwischenfall mit dem Kontrahenten wurde er später zwei Positionen zurückversetzt. Zobel dagegen hatte freie Fahrt und fuhr damit seinen zweiten Saisonsieg in seiner ersten Rallycross-Saison ein.
Sonntag dann der Schock: Seeliger rollt im freien Training mit Motorschaden an seinem Ford Fiesta ST aus, von den fast 300 PS war nichts mehr da. „Wir hatten zwar einen Ersatzmotor dabei, aber den hätten wir nicht mehr rechtzeitig einbauen können, dafür fehlte einfach die Zeit“ erklärt Seeliger, der damit zum Zuschauen verdammt war. Während die Kontrahenten weiter fleißig Punkte einfuhren, konnte er nicht mehr ins Renngeschehen eingreifen. Nun musste Benett Zobel aus Walsrode die Fahne hochhalten und vor den zahlreichen mitgereisten Fans wollte er zeigen was er kann. Wie entfesselt raste er um den Estering, markierte drei Bestzeiten und gewann die Qualifikation am Sonntag. Mit dem Sieg im anschließenden Semifinale eroberte er die Pole-Position und auch das Finale wurde die fette Beute des Newcomers. Unter dem Jubel der Fans drehte er dann eine Ehrenrunde, die damit einhergehende Verwarnung der Rennleitung konnte seinen Erfolg aber nicht trüben.
Dennoch blieb ein Wermutstropfen, weil das Team trotz der tollen Leistung in der Meisterschaftstabelle die Positionen vier und fünf belegt – und somit einen Podestplatz in der Endabrechnung denkbar knapp verpasst hatte. Seeliger fehlte ein einziger Punkt auf Position drei und Zobel hätte noch zwölf Zähler gebraucht, um in die Medaillenränge zu gelangen. „Die Fans waren wirklich meisterlich, aber bei uns hat es leider nicht ganz gereicht“ zog Seeliger schließlich ein Fazit und während er am Sonntagmorgen noch einen geknickten Eindruck machte, fasste er im Laufe des Tages wieder neuen Mut und machte sich daran, schon einmal die Planungen für die Saison 2023 anzuschieben.